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Spinnen ist ein klein wenig wie Magie - aus kurzen Fasern werden lange Garne. Das Zaubermittel dafür? Drehung! (Und natürlich etwas Übung und das passende Spinngerät.)

Das gesponnene Garn ist der Grundbaustein für die meisten weiteren Textiltechniken, und damit hat das Spinnen eine Schlüsselposition in der Textilherstellung. Obwohl das Prinzip des Spinnens ganz einfach ist, gibt es eine Vielzahl von Geräten und Techniken, um Garne herzustellen - sowohl in verschiedenen Regionen der Welt als auch zu verschiedenen Zeiten in der Geschichte. Einige dieser Techniken sind uns (noch oder wieder) ganz gut vertraut, während andere im Dunkel der Geschichte verschwunden sind und wir so gut wie gar nichts mehr darüber wissen. 

Zu den meisten Zeiten der (vorindustriellen) Geschichte war Spinnen eine absolute Alltagstätigkeit, die jedem bestens bekannt war - und damit gibt es so gut wie keine Quellen, die uns detaillierte Auskunft darüber geben. Besonders für die frühere Geschichte ist dies ein großes Problem, wenn es darum geht, mögliche Prozesse und Techniken zu rekonstruieren. Archäologische Funde liefern uns dabei nur wenige Hinweise. Es gibt Funde von Spinngerätschaften; dies sind vor allem Wirtel, denn diese sind relativ leicht zu erkennen und halten sich aufgrund der verwendeten Materialien meist auch ganz gut im Boden. Auch Funde von Stoffen und Garnen können uns einen Einblick in die Ergebnisse der Spinnarbeit liefern, aber wie genau die Geräte zur Garnherstellung eingesetzt wurden, bleibt meist ungeklärt.

Handspinnen - sowohl historisch als auch modern - ist und bleibt jedenfalls ein spannendes Thema mit vielen offenen Fragen - auf einige davon kann ich hoffentlich hier die Antwort liefern!

 

Moderne Handspindeln, wie sie heute üblicherweise erhältlich sind, und mittelalterliche Spindeln unterscheiden sich in einigen Merkmalen. Einer der Hauptunterschiede ist, daß der Spinnwirtel nicht fest am Spindelstab befestigt ist, sondern nur aufgeschoben wird. Dadurch können Flexibilität: Ein Wirtel kann mit mehreren Spindelstäben verwendet werden; bei einer teilweise gefüllten Spindel kann ein Wirtel durch einen Spindelstäbe und Wirteln getrennt (und somit platzsparender) aufbewahrt und transportiert werden. Außerdem ermöglicht das System mehr leichteren Wirtel ersetzt werden. Ein mit Garn bewickelter Spindelstab könnte sogar als Schiffchen am Gewichtswebstuhl verwendet werden.

Wer an moderne Spindeln gewöhnt ist und dann auf mittelalterliche Spindeln umsteigt, hat vielleicht Bedenken, daß sich der nur aufgesteckte Wirtel beim Spinnen löst und herunterfällt. Das kann grundsätzlich zwar passieren, kommt mit der richtigen Technik aber normalerweise nicht vor.

Der Spinnwirtel wird durch Reibung zwischen Wirtel und Stab festgehalten. Damit der Wirtel sicher auf dem Spindelstab sitzen bleibt, müssen nur zwei Dinge beachtet werden - erstens muß der Wirtel fest genug aufgesteckt werden und zweitens darf durch das Garn kein Druck von oben auf den Wirtel wirken.

"Welches Wirtelgewicht soll ich denn nehmen?" ist eine Frage, die ich immer wieder höre - und wie bei so vielen Fragen gibt es auch hier keine einfache, einzig richtige Antwort.

Meiner Erfahrung nach sind Spindelgewicht und Wirtelgewicht sehr von persönlichen Vorlieben abhängig. Für Anfänger habe ich gute Erfahrungen mit Wirtelgewichten von 25-35 g gemacht, und das ist daher auch der Gewichtsbereich, der sich in meinen Einsteigersets findet. Es gibt aber immer ein paar Leute, die sich erst mit deutlich leichteren oder deutlich schwereren Wirteln richtig wohl fühlen.

Meine Erfahrung über die Jahre hinweg und die Ergebnisse des Spinnexperiments, das ich 2009 durchführen konnte, zeigen beide, daß das Wirtelgewicht nur eine einzige wirklich sichere Auswirkung auf das Spinnergebnis hat - nämlich eine Art laufende Qualitätskontrolle. Wenn die Spindel 40 g wiegt, ist damit sichergestellt, daß der gesponnene Faden an jeder Stelle mindestens ein Zuggewicht von 40 g aushalten wird (vorausgesetzt natürlich, die Spindel wird nicht aufgesetzt verwendet). Spinner in der Zeit vor der Industrialisierung haben Garne überwiegend für den Webstuhl produziert, und hier ist die Qualität beziehungsweise Haltbarkeit des Fadens unter Last absolut entscheidend. Wenn das Garn beim Spinnen reißt, ist das zwar lästig, aber kein ernsthaftes Problem. Man hebt die Spindel wieder auf, dröselt das abgerissene Ende auf, spinnt wieder an, und der Käse ist gegessen. Wenn das Garn auf dem Webstuhl reißt, ist das eine ganz andere Geschichte und bedeutet wesentlich mehr Ärger und Arbeit, um weitermachen zu können. Das Letzte, was ein Weber möchte, ist daher unzuverlässiges Garn, das leicht reißt. Eine laufende Qualitätskontrolle beim Spinnen, um genau dieses zu vermeiden, ist daher eine hervorragende Sache. Das heißt natürlich nicht, daß auf einer leichteren Spindel hergestelltes Garn nicht auch die Spannung oder das Gewicht halten kann, ohne zu reißen, aber es fehlt in diesem Fall eben die sofortige Rückmeldung.

Zum Thema Spinnen gibt es auch ein paar Videos von mir, allerdings nur auf Englisch.

Hier ist eine kleine allgemeine Einführung zum Thema mittelalterliches Spinnen:

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Das ist mein Vortrag zum Thema Garn und Spinnen von der NESAT-Tagung in Liberec, 2017: 

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Immer wieder taucht beim Thema historisches Spinnen die Dornröschenfrage auf: Woran hat sich Dornröschen gestochen? Zu dieser Frage kursieren die wildesten Spekulationen.

War es eine Handspindel?

Handspindeln bestehen aus einem Spindelstab, meist aus Holz, und einem Spinnwirtel. Die Enden des Spindelstabs laufen schmal aus; das ist notwendig, um die Spindel gut andrehen zu können (dünne Stäbe kann man besser zwischen den Fingern beschleunigen als dicke Stäbe) und um einen ruhigen Lauf der Spindel zu erzielen (je dünner der Stab oben, desto weniger weit sind Spindelachse und Faden voneinander entfernt, desto weniger eiert die Spindel).

Zum Thema Spinnen gibt es unzählige Bücher, Aufsätze und Artikel - viele davon allerdings eher für den modernen Handspinner als zum Thema alte Techniken. Historische Spinntechniken rücken erst allmählich mehr in den Fokus der Forschung. Hier sind ein paar Hinweise auf Literatur zum Thema - darunter auch Publikationen mit archäologischen Funden von Spinnwirteln:

K. Kania, 'The Spinning Experiment – Influences on Yarn in Spinning with a Handspindle', in H. J. Hopkins, ed., Ancient Textiles - Modern Science (Oxford, 2013), pp. 11-29.

E. J. Tiedemann and K. A. Jakes, 'An Exploration of Prehistoric Spinning Technology: Spinning Efficiency and Technology Transition', Archaeometry, 48 (2006), pp. 293-307.

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